Die unabhängige politische Gruppe „Lehrte solidarisch“ organisiert eine Demonstration gegen rechte Umtriebe. Für den 9. Februar ruft sie die Lehrter Zivilgesellschaft auf, sich daran zu beteiligen.

Lehrte. Hunderttausende Menschen in ganz Deutschland haben es bereits vorgemacht – jetzt soll auch die Lehrter Zivilgesellschaft gegen rechts aufstehen. Die unabhängige politische Gruppe „Lehrte solidarisch“ plant für Freitag, 9. Februar, ab 19 Uhr eine Demonstration gegen rechtsextreme Tendenzen. Der Demonstrationszug ist vom Vorplatz des Kurt-Hirschfeld-Forums an der Burgdorfer Straße durch die Innenstadt zu einer Abschlusskundgebung vor dem Rathaus auf dem Rathausplatz geplant.

„Es gab schon Übergriffe“

„Gemeinsam wollen wir zeigen, dass rechte Parteien, Strukturen und Ideologien in Lehrte keinen Platz haben“, heißt es in dem Aufruf. „Die AfD gewinnt bundesweit an Zustimmung, rechte Parolen werden immer sagbarer, und rechtsradikale Organisationen versuchen, in Lehrte das Straßenbild zu vereinnahmen“, verdeutlicht Eli, die zum Organisationsteam gehört und ihren vollen Namen nicht in der Öffentlichkeit nennen möchte – aus Angst vor Angriffen vor allem aus der rechtsradikalen Szene. „Es gab schon Übergriffe gegen Einzelne“, berichtet die 20-Jährige. Zudem tauchten immer mehr „Nazisticker“ in der Stadt auf.

Nazi-Aufkleber am Bahnhof

Auch in Lehrte gebe es rechte Umtriebe, sagt Eli, es gehe nicht nur um die AfD. So verklebten beispielsweise die Jungen Nationalisten, die Jugendorganisation der „Heimat“ (ehemals NPD), regelmäßig Sticker in Lehrte. Davon habe man zahlreiche auch mit Fotos dokumentiert. Allein im vergangenen Jahr habe die Gruppe mehr als 100 dieser Aufkleber gefunden und, wenn möglich, gleich wieder abgekratzt. „White Power“ oder „White Lives Matter“, zu Deutsch: „Weiße Leben zählen“, habe etwa darauf gestanden. „Wir vermuten, dass das System hat und die Rechten das Lehrter Straßenbild vereinnahmen wollen“, sagt Eli. Vor allem am Bahnhof sei das der Fall, dort finde sie fast täglich neue Aufkleber der Rechten.

Die Gruppe „Lehrte solidarisch“ ist aus der lokalen Bewegung Fridays for Future hervorgegangen und hatte im Januar 2022 bereits eine Kundgebung gegen Corona-Leugner und Verschwörungserzählungen veranstaltet. Damals hatten sich mehrere Parteien und der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) dem Aufruf angeschlossen. Im März 2022 veranstalteten die Aktivisten zudem eine Kundgebung mit Mahnwache gegen Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine. Darüber hinaus hatte die Gruppe im Juni vergangenen Jahres den ersten Christopher-Street-Day (CSD) in Lehrte für mehr Toleranz gegenüber Homosexuellen und Trans-Menschen organisiert.

Es seien auch schon viele mögliche Unterstützer kontaktiert worden, sagt Eli. Die Arbeitsgemeinschaft gegen Diskriminierung am Gymnasium Lehrte habe eine Teilnahme bereits zugesagt. Die Demonstration sei zugleich eine Kritik an der Berliner Ampelkoalition. „Wir positionieren uns auch gegen diejenigen, die derzeit denken, sie könnten im Populismus-Wettrennen der AfD den Rang ablaufen“, erklärt Rosa, die ihren Klarnamen sicherheitshalber ebenfalls nicht nennen möchte. Menschenrechte und demokratische Werte seien aber nicht verhandelbar.

Keine Parteifahnen erwünscht

„Lehrte solidarisch“ lädt alle Menschen in der Stadt ein, Haltung gegen Rechts zu zeigen. Gerne könnten bunte Schilder und thematische Fahnen mitgebracht werden – aber keine Parteifahnen. Es handele sich bei der Aktion um eine von Jugendlichen selbst organisierte Demonstration, deshalb wolle man eine Vereinnahmung durch einzelne Parteien vermeiden.

Das genaue Programm und die Redner stehen noch nicht fest. Weitere Informationen gibt es auf Instagram @lehrte_solidarisch oder auf linktr.ee/lehrtesolidarisch.